ENGST
Berlin (DE)
Punkrock / Rock
Ohne jeden Mangel an Selbstvertrauen und Authentizität sind ENGST endlich mit ihrer neuen Single „Wieder da“ zurückgekehrt. Ihr mit Spannung erwartetes zweites Album „Schöne neue Welt“ erschien am 30. Oktober 2020 über Arising Empire und es scheint, dass ENGST mehr als bereit sind, das fortzusetzen, was sie mit ihrem erfolgreichen Debütalbum begonnen haben »Flächenbrand«.
Bestehend aus einer Gruppe enger Freunde, die sich um Frontmann Matthias Engst zusammengetan haben, sind die Band typische Kinder Berlins – unverwechselbar, rau und bodenständig. Und bis heute lebt Matthias Engst im Problemviertel der Hauptstadt, in dem er aufgewachsen ist. Die Erfahrungen seiner Jugend, die raue Nachbarschaft und die Liebe zu seiner Heimatstadt sind Hauptelemente in ENGSTs Liedern, die voller Gesellschaftskritik sind, aber stets den Respekt vor Matthias‘ Herkunft und Wurzeln bewahren.
Nachdem sie beim Schreiben ihres Debütalbums »Flächenbrand« mit Zeitdruck zu kämpfen hatten und einige Teile nur wenige Minuten vor dem Betreten des Studios fertigstellten, hatten ENGST endlich die Gelegenheit, sich für »Schöne neue Welt« – das zweite vollständige Album – die Zeit zu nehmen, die sie brauchten. Längere Veröffentlichung, die erneut den Kontrast zwischen Wut und Hoffnung, Trostlosigkeit und bedeutungsvoller Freundschaft einfängt, alles verschmilzt in einem fesselnden musikalischen Potpourri. Die Band kommt zu dem Schluss:
„Wir beziehen wieder einmal klar Stellung und es gibt in unserer Gesellschaft noch so viel, wogegen wir uns wehren müssen. Wir nehmen alles und werfen es ihnen ins Gesicht … aber trotzdem wären wir nicht ENGST ohne Freundschaft, Solidarität und Liebe.“
Offensichtlich sorgte der Corona-Lockdown, in dem das Album aufgenommen wurde, dafür, dass die Arbeitsatmosphäre noch drückender wurde. Vielleicht ist „Schöne neue Welt“ auch deshalb härter und komplexer geraten als der Vorgänger, schreckt aber auch vor Gesellschaftskritik und Songs, die direkt in den Magen gehen, nicht zurück.
Indem sie schwere deutsche Punkrock-Sounds mit deutschen Texten und eingängigen Melodien mischt, die erneut im Studio MixBerlin aufgenommen wurden, liefert die Band sofort Klassiker wie „Welcome to Berlin“ oder den Titelsong und sorgt dafür, dass ein rasantes Riff das andere jagt. Mit der Modern-Rock-Hymne „Keinen Meter“ spricht sich die Combo gegen Faschismus und Ignoranz in unserer Gesellschaft aus und macht noch einmal ein klares Statement zu ihrer politischen Ausrichtung. Darüber hinaus beteiligt sich der US-Metalcore-Titan EVERGREEN TERRACE an eine spektakuläre Zusammenarbeit bei diesem Track: „Das Feature mit EVERGREEN TERRACE bedeutet uns so viel“, so ENGST. „Jeder kann heutzutage ein Feature kaufen, nur um sich einem größeren Publikum zu präsentieren und zusätzliche Aufmerksamkeit zu bekommen. Aber zu sehen, wie diese amerikanischen Hardcore-Legenden mit uns Kontakt aufnahmen, um eine Zusammenarbeit zu besprechen, war einfach eine unglaubliche Ehre und unglaublich!“
Nachdem die Band 2019 bei über 70 Shows die Bühnen in Brand gesteckt hat, wartet sie nur noch im Schatten, mit gepackter Ausrüstung und neuen Songs, in der Hoffnung, dass die Umstände es ihnen endlich erlauben, sich wieder in die Menge zu stürzen und ihren Fans eingängige Geräusche zu präsentieren – und diese berüchtigte Neue Welt tatsächlich ein bisschen besser zu machen.
Wenn man Matthias Engst in seinem Kiez besucht, kann es passieren, dass aus dem geplanten halbstündigen Interview zur neuen Platte ein Drei-Stunden-Talk wird – er hat also einiges zu sagen. Vor allem, wenn man ihn an seinem zweiten Arbeitsplatz neben der Bühne besucht: Er leitet den Jugendclub „Energy“ in Berlin-Marzahn.
Und er „leitet“ sozusagen die Band ENGST, die aber eben kein reines Soloprojekt ist, obwohl sie seinen (Nach-)namen trägt. „Ich glaube, das funktioniert auch nur genauso. Mit mir, Ramin Tehrani (Gitarre, Backing Vocals), Yuri Cernovolov (Schlagzeug) und Chris Wendel (Bass Backing Vocals). Wenn da einer gehen würde, wäre es das glaube ich mit ENGST.“ Zum Glück klingt ihr bald kommendes, drittes Studioalbum »Irgendwas ist immer« so gar nicht, als wäre das irgendwie in naher Zukunft zu befürchten.
Die 13 neuen Songs sind im Grundton sehr melancholisch, drücken musikalisch aber trotzdem ziemlich nach vorne. Es gibt breitkreuzige Drums, Euphorie trunkene Bläser, ein Gitarrensound wie ein herzlicher Schwitzkasten – und natürlich die Stimme von Matthias Engst. Punk- und Hardcore-geschult, vom Leben angeraspelt.
Info by Arising Empire
Info by Christian Wiensgol/ VISIONS
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