MAL ÉLEVÉ
Heidelberg (DE)
Mal Élevé nimmt seinen Künstlernamen ernst: Seine Musik ist „schlecht erzogen“ – sie hält sich nicht an Regeln, stellt sich gegen die Norm. Fast zwei Jahrzehnte lang war er mit seiner Band Irie Révoltés unterwegs. Weit über Deutschland hinaus brachten die Musiker mit ihrer Mischung aus Reggae, Dancehall, Ska, Rap und Punk tausende von Menschen in Bewegung. Und das nicht nur auf über 500 Konzerten und den größten Festivalbühnen, sondern auch auf unzähligen Demonstrationen und politischen Aktionen. Irie Révoltés verbreiteten die Message, dass wir eine Utopie leben können – wenn wir gemeinsam dafür kämpfen. Nun setzt Mal Élevé diesen Weg als Solokünstler fort. Im Sommer meldet er sich mit der „Megafon“-EP zurück, auf der einige neue Stücke versammelt sein werden. Passend zum „internationalen Kampftag“ erschien am 1. Mai die erste Single: Die Demonstrations-Hymne „NON“. „Wo bleibt die Revolution?“, singt er im Refrain, „Wir schreins‘ ins Megafon“.
Diese Frage treibt Mal Élevé um, seitdem er in seiner Jugend auf die Straße ging – gegen Neonazis, gegen Rassismus, gegen Abschiebungen. Als Punk stellte er sich quer, wann immer es nötig war. Als leidenschaftlicher Thai-Boxer lernte er früh, was es heißt, zu kämpfen. Diese Haltung hat er bis heute nicht verloren. Mal Élevé sieht sich als Aktivist. Seine politischen Überzeugungen stecken nicht nur in seinen Liedern. Er streitet auf Podiumsdiskussionen und teilt seine Erfahrungen in Workshops. Musik ist für ihn ein Sprachrohr – ein Megafon eben –, um gegen die Missstände, die Ungerechtigkeiten, die Not anzuschreien, unter der allzu viele Menschen leiden. Sie ist aber auch ein Weg, um zu träumen. Denn seiner Musik kann man die Vergangenheit als Punk zwar noch anhören, zu aller erst versprüht sie jedoch eine gehörige Ladung positive Energie. Leichte Reggae-Off-Beats, treibende Ska-Drums und peitschende Rap-Snares tragen das Statement in die Welt hinaus, dass eine andere Welt möglich ist. Eine Welt, ohne Grenzen, ohne Hierarchien, ohne Ausbeutung. Dieser Traum ist tief in Mal Élevés Vergangenheit verwurzelt. Seine Familie ist über Frankreich, Deutschland und Spanien verstreut. Sein Vater ist ein Manouche („Mensch“) – wie sich die Sinti in Frankreich nennen. Er nahm Mal Élevé bereits als kleines Kind mit auf Reisen und ging mit ihm auf Demonstrationen. Dieser Hintergrund erklärt nicht nur, warum Mal Élevé auf Französisch, auf Deutsch und zuweilen auch auf Spanisch singt. Vielleicht erklären diese Wurzeln ein Stück weit auch das Freiheitsgefühl, das seine Musik bis zum letzten Takt durchdringt.
Es beschreibt den Musiker und Aktivisten Mal Élevé daher im Kern, dass sein erstes Soloalbum, das für 2020 geplant ist, „citoyen du monde“ heißen soll – „Weltbürger“. „Wir sind alle Bürgerinnen dieser Erde“, sagt er, „deshalb kämpfe ich gegen die Grenzen in den Köpfen und auf den Landkarten.“ Der Albumtitel ist eine Kampfansage gegen den zunehmenden Nationalismus. Ein Appell für eine Welt ohne Staaten, in der sich alle Menschen als „Weltbürgerinnen“ frei bewegen können. Dies unterstreicht eindrucksvoll der erste Solosong, der 2018 veröffentlicht wurde. Das Lied „Mittelmeer“ prangert die europäische „Flüchtlingspolitik“ an und setzt sich zugleich dafür ein, dass keine Menschen mehr auf der Flucht vor Krieg und Hunger sterben: Alle Einnahmen des Songs kommen den Kampagnen „Seawatch“ und „SOS Méditerranée“ zugute, die Geflüchtete vor dem Ertrinken retten. Der Titel „citoyen du monde“ kann aber auch ganz wörtlich verstanden werden. Mal Élevé scheint sich überall zuhause zu fühlen. Seine Musik und seine politischen und sozialen Initiativen haben ihn bereits um die halbe Welt geführt. Mit dem von ihm mitbegründeten Verein „Rollis für Afrika“ sammelt er seit 15 Jahren Jahren Rollstühle in Deutschland, um Menschen mit Behinderung im Senegal zu unterstützen. Mit der Initiative „Viva con Agua“ setzt erst sich seit über einem Jahrzehnt für sauberes Trinkwasser ein und begleitete 2018 ein Hilfsprojekt nach Nepal. Nun bricht er wieder auf, um als „citoyen du monde“, als „Weltbürger“, seinen Traum von einer Welt ohne Grenzen zu verbreiten.
Quelle: www.ferryhouse.net